Aktualisierung der Strategie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen im Gange

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Die erste Phase mit der Evaluierung der Ziele des abgelaufenen Dokuments ist abgeschlossen

Die 2020 ausgelaufene Strategie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen bleibt im Prinzip unverändert, wird aber in einigen Punkten präzisiert. Der 2015 entwickelte Leitfaden war das erste schriftliche Grundlagendokument der LdU, das mit dem Titel „Sprache – Identität – Zusammengehörigkeit“ die Grundprinzipien zusammenfasste und die Bereiche ungarndeutsche Nationalitätenpolitik, Bildung, Kultur, Jugendarbeit und Kommunikation abdeckte. Die Ergebnisse, Errungenschaften und bisher unerreichten Ziele der Strategie wurden nun von Sachverständigen in vier Arbeitsgruppen ausgewertet. Eine Reihe neuer Ziele mit zugehörigen Indikatoren und Projektideen zu deren Verwirklichung werden voraussichtlich bis Februar nächsten Jahres vorliegen.

„Steh dazu!“ – Schon das Motto der Strategie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, die der von der LdU geführten deutschen Gemeinschaft eine Fünfjahres-Leitlinie gegeben hat, ruft zum Zusammenhalt und zu aktiver Beteiligung auf. An ihren Grundprinzipien – wie etwa, dass die deutsche Muttersprache eines der wichtigsten Identitätselemente und ein Symbol für den Zusammenhalt der Volksgruppe ist, oder dass ein effektiv funktionierender organisatorischer Hintergrund und ein sich selbst tragendes institutionelles System für das Überleben und die Stärkung der ungarndeutschen Gemeinschaft notwendig sind – hat sich nichts geändert. Das Dokument, das 2015 von Expertengruppen ausgearbeitet und dann zur öffentlichen Diskussion gestellt wurde, wird nun überarbeitet. Damals legten die Verfasser die Gültigkeit auf fünf Jahre fest. Die Arbeitsgruppen, die sich zum Teil aus den damaligen Experten zusammensetzen, haben evaluiert, was erreicht wurde und was (noch) nicht, und überlegen derzeit, welche Änderungen vorgenommen und welche neuen Ziele gesetzt werden müssen.

Die Arbeitsgruppe zur ungarndeutschen Nationalitätenpolitik wird vom stellvertretenden Vorsitzenden der Landesselbstverwaltung geleitet. Auf unsere Frage hin sagte László Schindler, dass die strategischen Ziele von damals – nämlich die Entwicklung einer aktiven deutschen Volksgruppe und einer starken Identität, der Aufbau und die Professionalisierung der politischen Vertretung, die Schaffung einer eigenen historisch-politischen Narrative und die Intensivierung der internationalen Beziehungen – in erheblichem Maße erreicht worden seien. „Die wichtigste Errungenschaft dieses Fünfjahreszeitraums in diesem Bereich ist natürlich, dass wir seit 2018 einen vollberechtigten Abgeordneten haben, der sich im ungarischen Parlament für unsere Interessen einsetzt. Darüber hinaus ist es ein Erfolg“, so László Schindler, „dass wir zahlreiche Veranstaltungen zur Identitätsstärkung durchgeführt haben, die sehr gut besucht waren. Die erhebliche Ausweitung unseres Netzes an von deutschen Selbstverwaltungen getragenen Institutionen ist ebenfalls ein bedeutender Erfolg. Die Verwendung der deutschen Sprache ist jedoch nach wie vor ein wichtiger Bereich, der weiterentwickelt werden muss. Ich denke, es wäre ein großer Erfolg, wenn es uns gelänge, zumindest den Abwärtstrend zu stoppen. Leider scheint dies bei unseren Mundarten unmöglich zu sein.“

László Schindler fügte hinzu, dass die LdU im Zusammenhang mit der Fortbildung der Abgeordneten der örtlichen deutschen Selbstverwaltungen weitere Aufgaben zu erfüllen hat, da die gestiegene Zahl der Aufgaben und die damit verbundene Verantwortung noch mehr professionelle Arbeit als bisher erfordern.

Ein Schlüsselelement bei der Bewältigung des fortgeschrittenen Assimilationsprozesses ist die Vermittlung von Sprache und Identität durch Bildungseinrichtungen. Die langfristigen Ziele der LdU-Strategie in diesem Bereich, insbesondere die Entwicklung eines breiten Netzes von Einrichtungen und das Vorhandensein von Bedingungen zur Verbesserung der Effizienz und der Qualität von Kindergärten und Schulen, werden kontinuierlich verwirklicht, aber es gibt noch Lücken, die es zu schließen gilt. Die Arbeitsgruppe für diesen Bereich wird vom Vorsitzenden des LdU-Bildungsausschusses geleitet. Alfred Manz wies darauf hin, dass in den fünf Jahren der alten Strategie die Zahl der von deutschen Selbstverwaltungen übernommenen Bildungseinrichtungen auf 69 gestiegen ist, während das für das Funktionieren des Bildungssystems unerlässliche Angebot an Lehrkräften unter anderem durch die Einführung eines Stipendiensystems unterstützt wird. „Eine wichtige Errungenschaft“, fügte Alfred Manz hinzu, „ist die Erstellung einer großen Menge an Fachmaterialien, um beispielsweise den Übergang zwischen Kindergarten und Unterstufe bzw. Unter- und Oberstufe der Grundschule zu erleichtern, oder die Entwicklung von Kompetenzmodellen für verschiedene Schultypen, die zeigen, über welche Sprach- und anderen Wissenskompetenzen Schüler in bestimmten Klassenstufen verfügen sollten. Darüber hinaus haben wir ein sehr beliebtes und erfolgreiches Projekt, das zur Einrichtung von fast einem Dutzend von ungarndeutschen Lehrpfaden im ganzen Land geführt hat. Natürlich gibt es auch in unserem Bereich Unzulänglichkeiten. Leider ist es uns, abgesehen von einigen positiven Beispielen, kaum gelungen, die Zahl der einsprachigen Kindergärten und zweisprachigen Grundschulen zu erhöhen, die geplante landesweite Kompetenzmessung in Deutsch als Nationalitätensprache wurde nicht umgesetzt und wir haben es auch noch nicht geschafft, ein eigenes Qualitätssicherungssystem zu entwickeln. Alles in allem sind wir der Meinung, dass wir uns nach der quantitativen Erhöhung nun auf die Verbesserung der Qualität konzentrieren müssen. Ein wichtiger Aspekt davon scheint jedoch derzeit nicht zufriedenstellend zu sein: Das Problem ist nämlich, dass wir nicht konsequent genug die deutsche Sprache verwenden, weder in unseren Bildungseinrichtungen noch außerhalb, zum Beispiel bei Veranstaltungen. Dies ist ein Bereich, der ernsthaft ausgebaut werden muss.“

Eine Arbeitsgruppe von Experten unter dem Vorsitz von Eva Waldmann-Baudentisztl diskutierte über die Fortschritte und Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Stärkung der ungarndeutschen Kultur und der Kommunikation. Die stellvertretende Vorsitzende der Landesselbstverwaltung sagte, dass die beiden Hauptthemen vor allem Fragen zu Kulturgruppen, Literatur und Kunst, Theater, Religion, Museen, Bibliotheken sowie die Verantwortung und Möglichkeiten in der Kommunikation und die Situation der deutschen Medien in Ungarn umfassten. „Um nur einige Beispiele für unsere wichtigen Ergebnisse zu nennen: Immer mehr unserer Kulturgruppen halten es für wichtig, die authentischen Traditionen zu pflegen; es gibt zahlreiche Fortbildungen und Qualifizierungen für sie, die vom Landesrat organisiert werden; wir hatten große gemeinschaftsbildende Veranstaltungen und andere Initiativen; wir haben anspruchsvolle literarische Werke veröffentlicht; unsere Heimatmuseen sind reicher und interaktiver geworden; oder unsere Laientheaterbewegung ist seit Jahren erfolgreich. Unsere Kommunikationskanäle haben sich erheblich erweitert – insbesondere im Online-Bereich. Aber so gut wir auch gearbeitet haben, es gibt natürlich noch Raum für Verbesserungen. Wir sind zum Beispiel der Meinung, dass wir den Kindern Literatur und Kunst näherbringen müssen – wir müssen neue Projekte zu diesem und ähnlichen Themen entwickeln. Leider ist es uns noch nicht gelungen, eines unserer strategischen Ziele voranzubringen: die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der deutschen Redaktion der öffentlich-rechtlichen Medien. Auch daran müssen wir noch arbeiten.“

In unserer schnelllebigen, digitalisierten Welt ist es eine große Herausforderung, junge Menschen zu erreichen und ihre deutsche Identität zu stärken – so lautet die einleitende Aussage des Jugendkapitels der alten Strategie. Diese Aussage hat sich in den letzten Jahren trotz der zahlreichen Initiativen, die zur Bekämpfung des Problems ergriffen wurden, noch weiter verfestigt. Emil Koch, Leiter der Arbeitsgruppe und Vorsitzender des LdU-Jugendausschusses, betonte, dass man sich damals nur konkrete Ziele gesetzt habe und dass einer der größten Erfolge darin bestehe, dass sich die jungen Ungarndeutschen organisationsübergreifend gemeinsam für diese Ziele einsetzten. „Ich halte es auch für einen großen Erfolg, dass wir durch beharrliche Arbeit eine stabile Präsenz in den sozialen Medien haben, die ein Schlüssel zum Erreichen junger Menschen sind. Durch zahlreiche Kampagnen und unsere mittlerweile traditionelle Jugendkonferenz haben wir uns entwickelt, erweitert, vernetzt und es sogar geschafft, viele junge Menschen in deutschen Selbstverwaltungen vor Ort, aber auch auf Landesebene einzubinden. Eine weitere wichtige Errungenschaft ist, dass die Landesselbstverwaltung seit mehreren Jahren einen Jugendreferenten hat. Wir werden viele unserer Ziele und Projekte weiterführen, wir denken langfristig. Es wurde nicht alles vollständig umgesetzt, und einige unserer Initiativen waren nicht so erfolgreich, als erwartet, aber wir müssen weiterarbeiten, denn ‚wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“

 

Die Aktualisierung der Strategie wird vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat unterstützt.

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