Das verbindende Element durch Diskussionen ermitteln – Ungarndeutscher Lehrpfad in Feked wurde feierlich übergeben

Dieser Eintrag wurde seit über zwei Jahren nicht aktualisiert, deshalb können die enthaltenen Informationen veraltet sein.

„Das Holz bestimmte das ganze Leben der Ungarndeutschen hier, in der östlichen Branau: von der Holzwiege bis zum Sarg“, mit den einleitenden Gedanken von János Szeifert begann die mit Gesang-, Tanz- und Musikproduktionen umrahmte Feierstunde auf dem charmanten Platz vor der Kirche. Der Vorsitzende der deutschen Selbstverwaltung des zweihundert Seelen zählenden Dorfes betonte, der neue Lehrpfad sei ein Beweis dafür, dass auch eine kleine Gemeinschaft wie diese mit Zusammenhalt viel verwirklichen kann.

„Acht Lehrpfadstationen geben nun Touristen, Schulklassen, aber selbst uns, Fekedern einen Einblick in unsere Geschichte, Traditionen und Kultur: man erfährt alles Wesentliche, was unsere Identität bestimmt“, übernahm das Wort Bürgermeister Péter Tillmann. „Lehrpfade über Schätze der Natur gibt es bereits viele. Unserer zeigt, wie Natur und Kultur der hiesigen Ungarndeutschen zu einer Einheit verschmelzen. Wir sind fest davon überzeigt, dass es sich lohnt, in unserer Plastikwelt ab und zu auf die Vergangenheit zurückzugreifen. Feked ist für den Tourismus bereits ein Begriff, aber mit unserem neuen Lehrpfad beginnt nun ein neues Kapitel im Leben des Dorfes.“

Landesweit leben in mehr als 400 Städten und Dörfern Ungarndeutsche, deren Geschichte, Dialekte, Volksbräuche und Trachten individuell unterschiedlich sind. Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen kam einer der Zielsetzungen ihrer 2010 erarbeiteten Bildungsstrategie nach, als sie Bildungseinrichtungen, weitere Institutionen und Zivilorganisationen von ungarndeutschen Ortschaften zur Kooperation motivierte. Ein nachhaltiges Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind ungarndeutsche Lehrpfade: Tafeln, Begleithefte, interaktive Spiele und Installationen, die dazu dienen, dass durch Lesen, Ertasten und Erleben Wissen erweitert wird – das landesweite Projekt stellte Ibolya Hock-Englender, für Bildungsangelegenheiten zuständige Beirätin der LdU vor. „Die bereits existierenden thematischen Wanderwege sind ein voller Erfolg, darum wollen wir unser Netzwerk noch weiter ausbauen. Die ungarndeutschen Lehrpfade sehen sich von außen sehr ähnlich, damit wollen wir darauf hinweisen, dass sie Teil eines Netzes sind. Inhaltlich unterscheiden sie sich aber wesentlich voneinander. Das Allerschwierigste ist, vor Ort die feinen Unterschiede zu finden, die auch den Besucher wohl interessieren werden.“

Mit der Idee der Lehrpfade wollte man der Außenwelt zeigen, aber sich auch innerhalb der Gemeinschaft selber überzeugen, dass man in den vergangenen dreihundert Jahren eine Heimat mit vielen Gemeinden aufgebaut hat, die ihre eigenen, individuellen Werte haben, auf die sie stolz sein können – formulierte Otto Heinek, der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung: „Damit wollen wir uns auch vom Klischee der ‚singenden, tanzenden Nationalität befreien. denn wir singen und tanzen auch gern, leben seit Jahrhunderten aber auch unser ganz normales Leben. Die jeweiligen Leitfäden sollen von den Einwohnern, ihren Selbstverwaltungen und Vereinen vor Ort, und zwar durch generationsübergreifende Diskussionen gefunden, und dann auch mitgetragen werden. Das verbindende Element findet man nämlich durch Debatten. Unserem neuen Lehrpfad wünsche ich viele Besucher, und nicht nur, damit der Tourismus aufblüht, sondern auch, damit sich auch kleine Gemeinschaften bestätigt fühlen, fähig zu sein, Werte zu schaffen.“

Im zweiten Teil der Feierstunde führten die Gäste Germanistikprofessorin Dr. Maria Erb und Architektin Réka Peck durch den thematischen Weg. Sie beide leiteten die Erstellung des Lehrpfades von den Recherchen bis zur Umsetzung der Informationen in Lehrpfadschilder, Begleitheft und Spiele. Wenn man den Weg begeht, erfährt man spannende Tatsachen und Geschichten über sämtliche Bereiche des drei Jahrhunderte übergreifenden Lebens und Schaffens der Fekeder Ungarndeutschen. Zum Beispiel, wozu die Klumpen – die aus Holz angefertigte Fußbekleidung – dienten und wie sie geschnitzt wurden; was der von den örtlichen Deutschen oft verzehrte Stifolder und der Hutzel mit dem Holz zu tun haben; oder warum der mehr als 150 Jahre alte Lindenbaum neben der Kirche für die Dorfbewohner so wichtig ist.

Mit dem Fekeder existieren nun bereits vier ungarndeutsche Lehrpfade: in Schomberg (in Südtransdanubien), in Sanktiwan bei Ofen und in Tarian (Komitat Komorn-Gran). Die vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat geförderte Initiative der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen geht weiter: schon für den August ist die Übergabe des Nadascher Lehrpfades geplant, und noch in diesem Jahr sollen drei neue Ortschaften mit ihrem eigenen Projekt beginnen.

Teilen