Einzigartig: durch gemeinnütziges Engagement sollen ungarndeutsche Lernpfade zustande kommen – Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen startet landesweites kommunales Entwicklungsprojekt

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Sanktiwan/Pilisszentiván im Komitat Pest und Schomberg/Somberek in der Branau – diese ungarndeutschen Dörfer sollen die allersten Knoten eines landesweiten ungarndeutschen Netzwerkes bilden. Die LdU möchte in diesen beiden Ortschaften 2015 je ein Pilotprojekt durchführen. „Unsere allgemeine Erfahrung ist, dass die Institutionen, die Selbstverwaltungen und die Zivilorganisationen in den meisten Ortschaften ihr Einzelleben führen“ – erklärt den Ausgangspunkt des Netzwerk-Projekts die für Bildung zuständige Beirätin der Landesselbstverwaltung, Ibolya Hock-Englender. „Aus diesem Nebeneinander wollen wir ein Miteinander der unterschiedlichen Alters- und Interessengruppen schaffen, indem wir ihnen ein gemeinsam zu erreichendes Ziel anbieten. Dieses Ziel soll unbedingt etwas mit den Ungarndeutschen zu tun haben, und es darf nach Projektende keinesfalls einschlafen! Die neue Anlage soll zum Stolz der Ortschaft werden, deren Zustandebringen auf gemeinnützigem Engagement beruht. Während der Recherchearbeiten sollen die Mitwirkenden viel Neues dazulernen und wertvolle Informationen über ihr Heimatdorf ans Tageslicht bringen.“

Von mehreren Ideen ist die Wahl nun darauf gefallen, dass in den beiden Ortschaften interaktive Lernpfade errichtet werden sollen: ausgebaute Themenwanderwege, die stationsartig durch die Ortschaft führen und Informationen über Vergangenheit und Gegenwart, über örtliche Gebäude, Bräuche, Dorfgeschichte, wichtige Persönlichkeiten des Dorfes vermitteln. Diesen sollen Hintergrund- und Quellmaterialien zugrunde liegen, die Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren, politisch Verantwortliche, kulturelle Vereine und Institutionen selbst gesammelt, systematisiert und bearbeitet haben. Die ansprechend gestalteten Erläuterungsschilder, mit interaktiven Mitten versehenen Tafeln, die schriftlichen Führer sollen am Weg Jung und Alt neugierig machen und zur Wissenserweiterung der Besucher beitragen. An den einzelnen Stationen soll alles erlebt und ertastet werden können. Der Lehrpfad soll zur touristischen Attraktion des Dorfes werden.

Die Beirätin betont, dass während der Forschungsarbeit vor allem die persönliche, familiäre Ebene der Dokumentation hervorgehoben werden soll – einerseits, weil diese weniger erforscht, andererseits, weil sie viel reizender und einprägsamer als trockene Daten ist. Geplant ist die gesammelten Materialien – Interviews, Fotos, Videoaufnahmen – in Form von ungewöhnlichen, von Kindern verfassten Dorfbüchern herauszugeben.

Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen plant die beiden Pilotprojekte Anfang 2016 an einer Landeskonferenz der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Laut des längerfristigen Ziels sollen in ungarndeutschen Ortschaften landesweit ähnliche gemeinnützige Programme durchgeführt werden, die miteinander regional vernetzt sind.

Kommunale Entwicklungsprojekte dieser Art sind in Ungarn neu, nicht aber in Deutschland, deshalb will die LdU die Erfahrung deutscher Experten zur Hilfe ziehen. Das ungarndeutsche Netzwerkbildung-Projekt wird vom Bundesministerium des Inneren finanziell mitgetragen.

Weitere Informationen:

Ibolya Hock-Englender, für strategische Fragen im Bildungswesen zuständige Beirätin der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen: +36 30 630 6661; hockibi@dus.sulinet.hu

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