László Schindler: „Zur Identitätsbewahrung wichtige Impulse bekommen die Kinder vor allem in der Schule“ – Interview mit dem Vorsitzenden des Bildungsausschusses der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen

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▪ Über wesentliche Aufgaben und aktuelle Projekte des Ausschusses

„Unser Ausschuss betreut alles, was mit dem Schulwesen, der Bildung zu tun hat. Da werden die Erstellung von Bildungskonzepten und die fachliche Unterstützung unserer Institute im Bereich von Arbeitsplänen, Tätigkeitsberichten, Gründungsurkunden, sowie Geschäftsordnungen behandelt. Auch die fachliche Arbeit, wie z. B. der Vorgang der Sprachprüfungen und Abituren wird von uns kontrolliert. Wir halten die Innovationen zur Verbesserung der Qualität der pädagogischen Arbeit bzw. die Verwirklichung der Nationalitätenprogramme für besonders erforderlich.

Wir müssen eventuell in Fragen, die zur Arbeit der Institute notwendig sind, Stellung nehmen. Die sind die Vorbereitung der Schulleiterbewerbung, die Zulassung der Schüler- und Kindergartengruppen, aber der Ausschuss trifft auch Entscheidungen über Mensagebühren der SchülerInnen und Studiengebühren für ausländische SchülerInnen. Er bereitet die Entscheidungen und Verordnungen der Vollversammlung vor, was zum einen die Ernennung der Leiter der von der LdU getragenen Institute, zum anderen die Übernahme der Trägerschaft der örtlichen Nationalitätenselbstverwaltungen betrifft. Landesweite und regionale Programme werden von uns ganzjährlich vorbereitet und unterstützt.

Wir schreiben jedes Jahr den Valeria-Koch-Preis aus, die Entscheidung darüber wird aber zusammen mit dem Jugendausschuss getroffen. Die diesjährigen Preisträgerinnen konnte man an der Landesgala vom 12. Januar persönlich kennenlernen.

Wir betreuen diverse Projekte. Zurzeit sind verschiedene Landeswettbewerbe im Gange, wie z. B. Landeswettbewerb der Mittelschulen im Fach deutsche Sprache und Literatur (OKTV), Landeswettbewerb der ungarndeutschen Grundschulen in Deutsch und in Volks- und Heimatkunde (OÁTV), Geschichtswettbewerb der Nationalitätengymnasien bzw. Ungarndeutscher Landesrezitationswettbewerb. Für deren Gewinner wird jedes Jahr eine Deutschlandreise von Ausschreibungen des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat organisiert.

Außerdem tragen wir zur Verwirklichung von unterschiedlichen Theaterprojekten – regionale Festivals, Theaterlager – bei. Auch die internationale Kontakthaltung mit Lehrerforen aus Rumänien und Polen wird von uns angenommen.

Ein gravierendes Thema ist dieses Jahr die Errichtung neuer ungarndeutscher Lehrpfade, die wir besonders unterstützungswert finden.”

▪ Über ständige MitarbeiterInnen des Ausschusses

„Der Ausschuss hat fünf Mitglieder. Sie vertreten alle eine gewisse Ebene des Bildungswesens. Davon sind vier gleichzeitig auch Vollversammlungsmitglieder. Nach der Ausscheidung von Dr. Koloman Brenner kam Frau Dr. Maria Erb in den Ausschuss, die für die universitäre Ebene verantwortlich ist. Die Kindergärten werden von Frau Katalin Berek repräsentiert, die Grundschulen vertritt Frau Katalin Győri-Meiszter. Der gymnasiale Bereich wird von Frau Maria Wolfart und mir kontrolliert. Unsere Arbeit wird auch noch von der Bildungsbeirätin, Ibolya Englender-Hock unterstützt. Eine große Hilfe ist die Bildungsreferentin der LdU, Ibolya Sax. Diese Zusammensetzung macht es möglich, dass alle Ebenen einen Vertreter im Ausschuss haben, und jemand auch persönliche Erfahrungen im einschlägigen Bereich hat.

Um unsere Arbeit effizienter zu machen, arbeitet der Ausschuss mit diversen Institutionen zusammen. Die sind das Ungarndeutsche Pädagogische bzw. das Goethe-Institut, die Nationalitätenkommission (ONT), die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), sowie das Pädagogische Nationalitätenbildungszentrum (POK).“

▪ Über den Beitrag des Ausschusses zur Verwirklichung der LdU-Strategie

„Bei der Identitätsbewahrung hat die Bildung eine wichtige Rolle. Die Inhalte, die die Kinder zu Hause immer weniger oder gar nicht mehr bekommen, werden von dem Schulwesen – von Kindergärten und Schulen – verbreitet bzw. weitergegeben. Deshalb ist es ein Ziel, dass die örtlichen Nationalitätenselbstverwaltungen Träger von Bildungseinrichtungen werden. Dort haben sie mehr Recht, die Erwartungen zu formulieren und auch die Arbeit zu beurteilen. Deshalb unterstützen wir die Übernahme von Instituten, aber nur dort, wo die nötigen Bedingungen vorhanden sind.

Um diesen Prozess zu koordinieren und einfacher zu machen, erarbeitete der Ausschuss eine Kriterienliste über die Bedingungen zur Übernahme der Bildungseinrichtungen. Das wurde auch von der Vollversammlung behandelt und angenommen.“

▪ Über die wichtigsten Aufgaben für die bis 2020 zurückliegende Zeit

„Zu den grundsätzlichen Aufgaben unseres Ausschusses für diese Zeit gehört zum einen die Erarbeitung der einzelnen Ziele des Bildungsleitbildes und des dazu gehörenden Handlungsplans, zum anderen die Erweiterung vom Netz der Institute. Dazu sind aber hochgebildete, motivierte und gut bezahlte Lehrkräfte nötig.

Das Stipendienprogramm der im Nationalitätenbereich angestellten Pädagogen ist ebenfalls maßgebend. Ich wäre froh, wenn der Nationalitätenunterricht die frühere strukturelle Lage zurückbekommen würde, die das neue Bildungsgesetz 2011 verändert hatte.

Eine generelle Frage ist die Versorgung der Schüler mit den entsprechenden Lehrmaterialien. In dieser Hinsicht hatten wir schon Initiative ergriffen, bin neugierig, wie es weitergeht.“

▪ Über László Schindler

„Ich bin 1959 geboren, und wohne mit meiner Frau in Bánd. Unsere drei Kinder führen ein selbständiges Leben in Budapest und in Wien.

Beruflich bin ich Gymnasiallehrer am Lovassy-László-Gymnasium in Veszprém. Seit 1985 arbeite ich dort. Ich unterrichte Geschichte und Heimatkunde. 1993 war ich einer der Gründer des deutschen Nationalitätenunterrichts am Lovassy. Momentan bin ich Schulabteilungsleiter. Auch meine drei Kinder haben das Abitur am Nationalitätenklassenzug abgelegt. Ich hatte fünf Nationalitätenklassen zum Abitur geführt. Ich bin sehr stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler. Sie spielen sowohl am Gymnasium, als auch in der Stadt und Region eine wichtige Rolle.

Ich war 24 Jahre lang (1990-2014) Bürgermeister in meinem Heimatdorf. Seit 2002 bin ich Mitglied im Bildungsausschuss und seit 2006 Mitglied der Volksversammlung. Ich vertrete die Nationalitäten in zwei Landesausschüssen.“

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