Olga Martens: „Wir sind sehr offen für andere Minderheiten und wollen auf deren Erfahrungen aufbauen” – Delegation der Russlanddeutschen informierte sich über das ungarndeutsche Bildungswesen

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Die Gruppe kam aus Moskau und Omsk. In Budapest besuchten sie das Germanistische Institut der Eötvös-Loránd-Universität und trafen anschließend im Valeria-Koch-Bildungszentrum ein, um dem Kindergarten und der Schule einen Besuch abzustatten. Ibolya Hock-Englender, die Direktorin des Schulzentrums, sowie Josef Weigert, Leiter des Ungarndeutschen Pädagogischen Institutes schilderten Zielsetzungen, Prinzipien und bewährte Verfahrensweisen der umfangreichen Bildungsstrategie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen.

„Wir, Russlanddeutsche, sind besonders offen für die deutschen Minderheiten anderer Länder. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass wir – obwohl wir die größte deutsche Volksgruppe sind -, sehr zerstreut und am entferntesten von Deutschland leben. Daher ist es für uns eine doppelte Herausforderung, unszu behaupten und zu entwickeln”, meinte Olga Martens, Leiterin der Delegation. Die stellvertretende Vorsitzenden des Internationalen Verbands der deutschen Kultur, einer gemeinnützigen Organisation der Deutschen in Russland berichtete darüber, dass ihre Volksgruppe erst 2011 mit der Entwicklung ihres Minderheitenbildungssystems begonnen habe. „Wir wollen nicht alles neu entdecken, es gibt ja in Europa mehrere Minderheiten, auf deren Erfahrungen wir bauen können. Die Deutschen in Dänemark, und die Sorben und die Dänen in Deutschland haben wir bereits besucht. Unser Ziel ist es, Konzepte für die Entwicklung für die Erziehung im Kindergarten, für die Bildung an Schulen und für die Aus- und Fortbildung von Pädagogen zu entwickeln.” Die Situation der Russlanddeutschen ähnele sich in vielerlei Hinsicht der der Ungarndeutschen – so Olga Martens. Auch die Deutschen in Russland müssten sich damit abfinden, dass ihre Kinder die deutsche Sprache nicht mehr von der Familie beigebracht bekommen würden. Aber auch sie seien sehr motiviert, ihr Bildungssystem weiter zu entfalten: „2015 haben wir unsere erste Kindergartengruppe gestartet, heute haben wir um die zweihundert davon. Schulen haben wir keine eigenen: mit zehn staatlichen Schulen haben wir aber eine Vereinbarung geschlossen, an denen Fächer wie Geschichte und Kultur auf Deutsch unterrichten werden können.“

Der Ungarnaufenthalt der Delegation wurde mit einem Besuch am deutschen Lehrstuhl der Fünfkirchner Universität und im Lenau Haus abgerundet. Betreut wurde die siebenköpfige Gruppe aus Russland während ihrer Anwesenheit von der Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Fünfkirchen, Institutsleiterin und Leiterin des Germanistischen Lehrstuhls der Universität Fünfkirchen, Dr. Susanne Gerner.

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