„Stolz darauf sein, was die Ahnen geleistet haben“ – 8. ungarndeutscher Lehrpfad in Tscholnok feierlich übergeben

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Der feierlichen Übergabe des Tscholnoker Lehrpfades – des zweiten ungarndeutschen thematischen Weges des Komitates Komorn-Gran – wohnten Vertreter der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, des Komitatstages, der örtlichen deutschen Selbstverwaltungen aus der Umgebung des Dorfes, sowie Besucher aus nah und fern bei. Bei der Eröffnungsfeier waren die Organisatoren zwar wegen dem Wetter zu einer kleinen Programmänderung gezwungen, die Festveranstaltung nahm jedoch danach wieder ihren geplanten Lauf.

László Schindler würdigte im Namen der LdU alle Mitgestalter des Tscholnoker Lehrpfades und erinnerte daran, dass auch in seinem Heimatort Band vor kurzem ein ungarndeutscher Lehrpfad übergeben wurde. „Ziel ist es, den jeweiligen Einwohnern, anderen Angehörigen unserer Volksgruppe, und auch vor allem der Mehrheitsnation zu zeigen, was die Ungarndeutschen in einer Siedlung alles erreicht haben.” Als wichtig empfand der Bildungsexperte auch, dass das den Ungarndeutschen oft vorgehaltene Klischee, dass sie nur singen und tanzen, abgebaut werden sollte. Ohne Opfer seitens der Gestalter wäre es laut Schindler unmöglich, eine so große Arbeit zu bewältigen: „Man braucht Leute, die bereit sind, ihre Freizeit für solche Ziele zu opfern und Energie zu investieren”, unterstrich er.

Im Namen der Tscholnoker Deutschen Selbstverwaltung begrüßte Vorsitzender László Szax die Anwesenden und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der neue Lehrpfad nicht nur zur Bereicherung der örtlichen Gemeinschaft beitrage, sondern auch Besuchern Freude bereite.

Bürgermeisterin Melinda Kolonics berichtete über zahlreiche Bestrebungen vor Ort, die dazu beitragen, dass das ungarndeutsche Erbe in ihrer Gemeinde erhalten bleibt. Die hier lebenden seien nämlich stolz auf ihre Kultur, ihre Herkunft und gäben ihre Traditionen den kommenden Generationen gerne weiter. „In Tscholnok soll immer Deutsch gesprochen werden, wir sollen unsere Tracht und Bräuche bewahren“, so die Bürgermeisterin, die betonte, dass durch das Lehrpfad-Projekt auch die Einwohner sehr viel Neues über ihre Heimat erfahren hätten.

Fachberaterin des Tscholnoker Lehrpfades war Universitätsdozentin Dr. Maria Erb, die über diesen hinaus die Entstehung von zwei weiteren ungarndeutschen Lehrpfaden betreut hat. „Wenn man sich derart mit einer Ortschaft auseinandersetzt, hat man mit der Zeit das Gefühl, man gehört dazu. Ich komme aus Wemend, also bin ich Wemenderin, durch die Lehrpfade bin ich aber auch Fekederin, Tarianerin, und jetzt auch ein bisschen Tscholnokerin geworden. Ich habe verschiedene Ortsidentitäten, und das ist toll. Liebe Tscholnoker, finden Sie Halt in dem Lehrpfad! Sie können stolz darauf sein, was Sie und Ihre Ahnen geleistet haben”, so Expertin Erb.

Im Falle des Tscholnoker handelt sich um einen Lehrpfad mit acht Stationen, der ein außergewöhnliches Leitmotiv – die Kneipen – hat: Die Dorfgemeinschaft gliederte sich nämlich einst nach Beruf, Sozialstatus, Vermögen und Bildungsgrad in verschiedene Gruppen. Diese Differenzierung kam auch bei den wichtigsten Schauplätzen der Freizeitgestaltung der Männer zum Tragen, denn jede Gruppe hatte ihr „eigenes“ Wirtshaus. Dadurch erschließen sich dem Besucher Geschichte und Kultur der im Dorf lebenden Deutschen. Zahlreiche spannende Details – unter anderem auch über einen ortstypischen Übergangsritus, das sogenannte „Aikaufe” –, sowie ein inhaltsreiches Begleitheft und Installationen machen den thematischen Spaziergang besonders vielfältig.

Die Entstehung des Lehrpfades wurde vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat unterstützt.

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