Veranstaltungsreihe zu Ehren von Otto Heinek in Budapest abgehalten

Otto Heinek wurde 1999 zum hauptamtlichen Vorsitzenden der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) gewählt und bekleidete dieses Amt – mehrfach durch Wiederwahl bestätigt – ununterbrochen bis zu seinem Tod im Jahre 2018. Als legitimierter Vertreter der Interessen der deutschen Minderheit in Ungarn galt er als prominenter Mittler zwischen Ungarn sowie den deutschsprachigen Ländern und war mit Herzblut Minderheitenpolitiker ersten Ranges.

Veranstaltungssaal im HdU nach Otto Heinek benannt

Das Ungarndeutsche Kultur- und Informationszentrum und Bibliothek (Zentrum), die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen sowie der Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK) luden am 30. Mai zu einer besonderen Veranstaltung zu Ehren von Otto Heinek ins Haus der Ungarndeutschen in Budapest ein. Als Anlass diente die Benennung des Veranstaltungssaals im Haus der Ungarndeutschen zu Ehren des ehemaligen Vorsitzenden der LdU, Otto Heinek. Im Rahmen des Festaktes hielt die gegenwärtige LdU-Vorsitzende, Ibolya Hock-Englender eine rührende Gedenkrede und erinnerte an die zahlreichen Verdienste von Otto Heinek, die für die ganze ungarndeutsche Gemeinschaft als gutes Beispiel voran gehen.

„Bereits kurz nach dem plötzlichen Tod von Otto Heinek hat die Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen in Erwägung gezogen, eine ungarndeutsche Institution oder einen Gemeinschaftsraum nach ihm zu benennen, dies wurde nun verwirklicht. Herr Heinek war ein leidenschaftlicher Förderer der ungarndeutschen Kunst, und wir finden es angemessen, einen Raum nach ihm zu benennen, in dem regelmäßig Werke unserer ungarndeutscher Künstler ausgestellt werden“, so Ibolya Hock-Englender bei der Einweihung des Heinek-Veranstaltungssaals im Haus der Ungarndeutschen.

Otto Heinek wurde außerdem unlängst auch für sein Engagement beim diesjährigen, 65. Bundesschwabenball der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Gerlingen postum mit der Jakob-Bleyer-Medaille in Gold geehrt, die Ehrenurkunde konnte im Rahmen der Veranstaltung besichtigt werden. (Weitere Informationen über den Bundesschwabenball finden Sie auch in unserem LdU-Newsletter vom 17.05.2022 und auf unserer Facebook-Seite.)

Wissenschaft und Kunst im Haus der Ungarndeutschen

Die Veranstaltung trug den Titel „Wissenschaft und Kunst im HdU“ und das nicht ohne Grund, auch Kunstbegeisterte und Wissenschaftsinteressierte kamen auf ihre Kosten. Im Laufe des Abends hielten die ungarndeutschen Wissenschaftler und ersten Träger des Otto-Heinek-Preises der LdU, Historikerin Dr. Beáta Márkus und Literaturwissenschaftler Dr. Helmut Herman Bechtel Kurzvorträge über ihre aktuellen Forschungen ihrer Fachgebiete.

Als eine besondere Bereicherung des Abends wurde zudem auch eine Gemeinschaftsausstellung vom Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK) unter dem Titel „In Bewegung” eröffnet, die bis zum 3. Juni im HdU zu besichtigen sein wird. Grußworte sparch Johann Schuth, 1. Vorsitzender von VUdAK. Kurator der Ausstellung ist Ákos Matzon, Ehrenvorsitzender der VUdAK-Künstlersektion. Ausstellende VUdAK-Künstler sind diesmal: Josef Bartl, Péter Berentz, Bernadett Breszkovics, István Damó, Jakob Forster, Julius Frömmel, Antal Dechandt, Ingo Glass, László Hajdú, Erzsébet Horváth, György Jovián, Manfred Karsch, Gábor Kovács-Gombos, Robert König, Endre Lehel, Erzsébet Lieber, Antal Lux, Ákos Matzon, Adam Misch, Volker Schwarz, Csaba Szegedi, Géza Szily, János Wagner und Peter Wrobel.

Durch das Programm führte die Direktorin des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums und Bibliothek, Monika Ambach. Auf der Harmonika spielte Tamás Radnai.

Foto: Grund Lajos / Zentrum.hu

„Ein guter Anfang, der fortgesetzt werden muss“

„Erinnerung – Tradition – Erbe“: Nachwuchskonferenz im Andenken an Otto Heinek im Goethe-Institut Budapest abgehalten

Als erste Anregung zum Kennenlernen und Anspornung der engeren Zusammenarbeit von ungarndeutschen Nachwuchsforschern unterschiedlicher Disziplinen an verschiedenen Universitäten war eine wissenschaftliche Konferenz seitens der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen bereits seit Jahren geplant, musste jedoch unter anderem auch aus Pandemiegründen abgesagt werden. Die Otto-Heinek-Gedenkkonferenz zu Ehren des ehemaligen LdU-Vorsitzenden fand schließlich am 31. Mai im Goethe-Institut Budapest mit dem Titel „Erinnerung – Tradition – Erbe. Die deutschen Minderheiten Ungarns im 20. und 21. Jh.“ statt. Die Anwesenden wurden von Stefan Brunner, Leiter der Spracharbeit am Goethe-Institut Budapest empfangen und Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen hielt eine Begrüßungsrede.

In zwei Sektionen – Geschichte und Linguistik – wurde den Interessenten ein Einblick in die aktuellen Forschungen und laufenden Dissertationsprojekte mit Bezug zur Geschichte, Gegenwart und Kultur der deutschen Minderheit in Ungarn gewährt. In der Sektion Geschichte unter Vorsitz von Dr. Ágnes Tóth (MTA TK) sprach Viktória Muka (AUB) über den Wuderscher Fronleichnams-Blumenteppich als Alleinstellungsmerkmal im Spiegel von Fotografien in der Zwischenkriegszeit und Viktor Pócsik (ELTE) über Städtepartnerschaften zwischen Ungarn und den deutschsprachigen Ländern während des Sozialismus. In der zweiten Sektion Linguistik unter Vorsitz von Dr. Zsuzsanna Gerner (PTE) stellte Gabriella Sós (ELTE) den aktuellen Forschungsstand ihrer interdisziplinären Untersuchungen zur saisonalen Arbeitsmigration von ungarndeutschen Frauen aus Südungarn in den deutschen Sprachraum vor, Viktória Nagy (ELTE) die deutschen Nationalitätenschulen im Spannungsfeld der Kompetenzmessungen in Deutsch sowie István Szívós (ELTE) seine Analyse zur Identität der Ungarndeutschen in den deutschsprachigen Printmedien Ungarns.

Auf die Referate folgte ein Rundtischgespräch mit den Vortragenden und den Anwesenden zum Thema Forschungen über das Ungarndeutschtum in Ungarn – Herausforderungen, Möglichkeiten, das von LdU-Vollversammlungsmitglied und Otto-Heinek-Preisträgerin Dr. Beáta Márkus vom Stiftungslehrstuhl für Deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa der Universität Pécs moderiert wurde. Die Mitorganisatorin der LdU-Nachwuchskonferenz hob hervor, dass es von großer Bedeutung sei, jungen Wissenschaftler, die sich mit ungarndeutschen Themen auseinandersetzen, ein Forum zu geben, wo sie über ihre Forschungsergebnisse berichten, einem interessierten Publikum begegnen und neue Kontakte knüpfen können. Márkus erklärte, dass bei der Auswahl der Referenten Wert auf die Interdisziplinarität gelegt wurde und es außerdem auch beabsichtigt war, möglichst viele Regionen abzudecken und Vertreter mehrerer Universitäten einzubinden. „Wir haben es vor, die schriftliche Version der Vorträge in einem Tagungsband zu veröffentlichen, ferner betrachten wir die Tagung als Auftakt einer Reihe, die in den folgenden Jahren weitergeführt wird“, so Dr. Beáta Márkus.

Foto: Angelika Erdélyi-Pfiszterer / LdU

Die Konferenz wurde in Kooperation zwischen der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen und dem Stiftungslehrstuhl für deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa an der Universität Pécs/Fünfkirchen mit der Unterstützung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat organisiert.

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