DIE VOLLVERSAMMLUNG DER LANDESSELBSTVERWALTUNG DER UNGARNDEUTSCHEN TAGTE IN BUDAPEST
Am 17. September trafen sich die Mitglieder des höchsten Entscheidungsgremiums der ungarndeutschen Gemeinschaft in der Geschäftsstelle der LdU in Budapest. Gesprächsstoff gab es reichlich: 21 Tagesordnungspunkte wurden behandelt, vor allem in den Bereichen Haushalt, Bildung, Kultur und Investitionen, aber auch die Vorbereitungen für die bevorstehende Volkszählung, die im Oktober-November dieses Jahres durchgeführt wird, wurden diskutiert.
Unter den Tagesordnungspunkten zu wirtschaftlichen Fragen berichteten Experten der Landesselbstverwaltung über den Wirtschaftsetat der LdU für die erste Hälfte dieses Jahres. Aus dem Bericht wurde ersichtlich, dass die Haushaltsführung ausgeglichen war, dass alle Institutionen in etwa wieder das vor der Corona-Pandemie bestehende Niveau erreicht haben und dass die Einnahmen und Ausgaben im Einklang mit dem Finanzrahmen standen.
Die größte Herausforderung der kommenden Monate wird es sein, die Betriebskosten der von der Landesselbstverwaltung getragenen Einrichtungen zu decken. Zu diesem Zweck haben die Institutionen bereits eine Reihe von Sparmaßnahmen eingeleitet, und die LdU ist zuversichtlich, dass es ihr gelingen wird, einen staatlichen Ausgleich für die gestiegenen Kosten zu erhalten.
Die Fachleute wiesen auch darauf hin, dass eine der größten Investitionen im nächsten Jahr die komplexe Renovierung des Fünfkirchner Lenau Hauses, des Kulturzentrums für die in Südtransdanubiens lebenden Deutschen sein wird. Die Abteilung für Nationalitätenpolitik des Ministerpräsidentenamtes hat für dieses Projekt bereits 500 Millionen Forint bewilligt, die aufgrund der erheblich gestiegenen Kosten um 250 Millionen Forint aufgestockt werden sollen.
Wie bei den Herbstsitzungen der Vollversammlung üblich, nahm das Gremium die Berichte über die öffentlichen Bildungs- und Kultureinrichtungen der Landesselbstverwaltung an. Aus den Meldungen geht hervor, dass im Schuljahr 2021/2022 das Leben in den Kindergärten und Schulen größtenteils wieder so verlieft wie vor der Corona-Pandemie. Die Bildungszentren haben zahlreiche Initiativen zur Bewahrung der Identität, und innovative Projekte zur Förderung der deutschen Sprache durchgeführt. Laut Dokumente hätten Schülerinnen und Schüler mit einem wertvollen Schulabschluss dieser Bildungseinrichtungen in der Tasche gute Chancen, ein Studium zu beginnen.
Die Tätigkeit der Deutschen Bühne Ungarn (DBU) in Seksard wurde aber durch die Pandemie immer noch stark beeinträchtigt, doch dank des Einsatzes des Teams, seiner Kreativität und seines umsichtigen Managements war das Jahr 2021, obwohl es ein ungewöhnliches war, mit seinen vier neuen Vorstellungen recht erfolgreich.
Die Aktivitäten des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums und Bibliothek (Zentrum) sind weitgehend zum Status quo vor der Pandemie zurückgekehrt. Der beliebte Blickpunkt – Wettbewerb der Bilder und der Trachttag waren vollständig online, aber im letzten Drittel des Jahres fanden wieder Veranstaltungen im Haus der Ungarndeutschen statt. Und wie es die ungarndeutsche Öffentlichkeit gewöhnt ist, boten die Online-Plattformen des Zentrums permanent aktuelle Informationen.
Die Anwesenden wurden auch über die Änderungen im Programm der Deutschen Bühne Ungarn für die Saison 2022/23 informiert. Fünf neue Bühnenproduktionen sind geplant: Ein musikalisch-literarischer Abend, ein Märchenspiel, ein Klassenzimmerstück mit Kriegsthematik, ein klassisches Stück und ein Unterhaltungsstück. Acht frühere Produktionen werden nach wie vor im Angebot bleiben.
Im Rahmen der Vollversammlungssitzung wurde auch die im Oktober und November dieses Jahres anstehende Volkszählung eingehender behandelt: Die LdU startete bereits Anfang September eine umfangreiche Werbekampagne und stellte bislang mehrere unterschiedliche Informationsmaterialien zur Verfügung, um die ungarndeutsche Gemeinschaft rechtzeitig über den Ablauf und die diesbezüglichen Ziele der Landesselbstverwaltung zu informieren. „Das Ergebnis der Volkszählung wird langfristig die Entwicklung unseres Bildungssystems, die Zukunft unserer Kindergärten und Schulen sowie die Entwicklung der Siedlungen, in denen wir leben, bestimmen. Es wird sich unmittelbar auf die Gründung örtlicher deutscher Selbstverwaltungen, auf die staatliche Unterstützung dieser und der zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie auf die Anerkennung ihrer Arbeit zur Bewahrung unserer Muttersprache und unserer kulturellen Traditionen auswirken“, betonte LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender. Obwohl die Beantwortung der Fragen zur Nationalität und Sprachzugehörigkeit nicht obligatorisch ist, ermutigt und bittet die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen alle, denen ihre deutsche Identität wichtig ist, diese im Zensus anzugeben.
Wie üblich berichteten Vorsitzende Ibolya Hock-Englender und ihre Stellvertretende, Olivia Schubert der Vollversammlung über die wichtigsten Ereignisse und Erfolge seit der letzten Sitzung. Das Briefing ergab, dass mit Unterstützung ihrer Mitarbeiter umfangreiche Beratungen über die gemeinsamen Projekte mit dem Bundesministerium des Innern stattgefunden haben und die Abrechnung der im letzten Jahr mit deutschen Mitteln durchgeführten Projekte abgeschlossen ist. Es wurde berichtet, dass das Stipendienprogramm für angehende Nationalitätenpädagogen, mit dem die Versorgung mit Fachleuten sichergestellt werden soll, gut angelaufen ist. Es wurde bekannt, dass noch die Untersuchung des Staatlichen Rechnungshofs über die Finanzierung des Parlamentswahlkampfes läuft. Ein neuer Praktikant und eine neue Sekretariatsleiterin haben vor kurzem ihre Arbeit in der Geschäftsstelle aufgenommen, wobei die Suche nach einem geeigneten Mitarbeiter für eine Wirtschaftsstelle noch nicht abgeschlossen ist. Während des Sommers war die LdU auf mehreren wichtigen Veranstaltungen vertreten, von denen zwei in Deutschland stattfanden. Auch die Verhandlungen mit den ständigen Partnern wurden fortgesetzt, ebenso wie die Vorbereitung und Durchführung umfangreicher Infrastrukturinvestitionen in Liegenschaften der Landesselbstverwaltung.
Schließlich berichtete auch der ungarndeutsche Parlamentsabgeordnete über seine Aktivitäten seit der letzten Sitzung. Unter den zahlreichen Treffen und Veranstaltungen, an denen er teilgenommen hatte, hob Emmerich Ritter vor allem die Semestereröffnung des Mathias-Corvinus-Collegium am 16. September hervor. Dieses Ereignis sei laut Ritter vor allem darum besonders wichtig gewesen, da er zum ersten Mal die neue Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Ungarn, Julia Gross, traf, die ihr Amt erst letzte Woche angetreten hat.