Hervorragende Darbietungen und gute Unterhaltung

Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause kamen für das Theater begeisterte Laienschauspielerinnen und -schauspieler wieder nach Seksard, um ihre neuesten Stücke einander und dem interessierten Publikum vorzustellen.Das komplette Theatergebäude der Deutschen Bühne Ungarn war am 27. April von aufgeregten Stimmen laut, als sich die ca. sechzig Grundschulkinder und Gymnasiasten aus Budapest, Seksard und Werischwar für ihren Auftritt vorbereiteten.

Nachdem Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und DBU-Intendantin Kata Lotz das Treffen der deutschsprachigen Laientheatergruppen der Gymnasien eröffnet hatten, wurde die Bühne für die einheimische Gruppe frei.

Die JungeDBU zeigte das Stück „Die Konferenz der Tiere“, eine eigene Bearbeitung der Geschichte Erich Kästners. Spielleiterin Rebekka Bareith leistete hervorragende Arbeit, und die Kinder – in der Gruppe waren die Schülerinnen und Schüler unter 14 Jahren in deutlicher Mehrzahl – brillierten in ihren Rollen als die Biene, das Schaf, der Marienkäfer und Co., die sich zum Ziel setzen, den Menschen zu helfen, die bei ihren Konferenzen und Treffen eh nie zu richtigen Beschlüssen kommen und über Frieden, Klimaschutz nur labern. Das Bühnenspiel wurde hervorragend mit Videoeinblendungen ergänzt, die die Geschehnisse noch realitätsnaher machten.

Das Ensemble PaThalia des Werischwarer Friedrich-Schiller-Gymnasiums präsentierte eine Komödie mit dem Titel „Diebstahl im Hotel“. Das Publikum konnte wahrhafte schauspielerische Glanzdarbietungen der Jugendlichen erleben. Die Stückwahl der von Eva Priegl geleiteten Gruppe war hervorragend. Durch wunderbar gespielte ständige Verwechslungen und die sich verstellenden Charaktere balancierte das Stück ausgezeichnet zwischen humorvoller Burleske und ernstem Kriminalfall. Das minimalistisch gehaltene Bühnenbild wurde von den gut ausgewählten Requisiten bestens ergänzt, und es wurde die Atmosphäre einer vornehmen Hotelrestaurant am Badeort herbeigezaubert.

Die von Fanni Örkényi geleitete Kulturelle Offensive vom Deutschen Nationalitätengymnasium Budapest wagte nichts wenigeres als die theatralische Bearbeitung der Erzählung „Segregation“ von Angela Korb auf die Bühne zu bringen. „In einem Boot“ heißt der Titel des Stückes, das ein Spiel im Spiel ist. Es macht eine wirklich ernste Aussage über die verschiedenen Formen der Ausgrenzung bzw. über die Angst vor dem Unbekannten, es hat doch aber humorvolle Szenen, die die Geschehnisse gut voranbringen. Die Mitglieder der Gruppe lebten sich hervorragend in ihre Rollen ein und zeigten ein sehr mitreißendes Stück, das das Publikum auch zum Nachdenken über die eigene Einstellung gegenüber anderen brachte.

Beim Treffen beurteilte auch eine Jury das Gesehene. Zwar gab es dieses Jahr keine Platzierungen, jedoch viel Lob und auch Geschenke wurden den Jugendlichen zuteil. LdU-Kulturreferentin Angelika Erdélyi-Pfiszterer würdigte die Teilnehmer, die auch trotz der vergangenen schweren Zeit sich für das Theaterspielen begeistern lassen und ihre Energien in diese aufwändige Arbeit investieren. Monika Ambach, die Direktorin des Ungarndeutschen Kultur- Und Informationszentrums und Bibliothek, betonte, wie viel die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler durch die Theaterbewegung profitierten. Neben dem Aneignen von Bühnenpräsenz und der Entfaltung ihrer künstlerischen Talente entwickelten sich auch ihre sprachlichen Fähigkeiten. Sie betonte ferner, wie gut das Theater auf das Leben reflektieren könne. Das Theaterspielen hälfe die Welt bzw. einander zu verstehen, es ermögliche den Diskurs.

Als ein hervorragender Abschluss dieses erfolgreichen Tages wurde den Anwesenden angeboten, nach der Mittagspause die Künstler der Deutschen Bühne Ungarn bei einer Probe des Stückes „Bezahlt wird nicht!“ von Dario Fo anzusehen. Nach den einleitenden Worten vom Regisseur Kilian Klapper wurde eine Szene geprobt. Der kurze Einblick machte die Jugendlichen sichtlich auf das ganze Stück neugierig, das kurz darauf Premiere hatte.

Text und Foto: zentrum.hu

Die Veranstaltung war durch die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, das Goethe-Institut Budapest sowie den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter (NKUL-KP-1-2022/2-000556) unterstützt.

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