Der Schlüssel zum Tor zu 300 Jahren Vergangenheit

Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen startet landesweite Kommunikationskampagne

Rund 300 Jahre ist es her, dass der Landtag von Pressburg 1722-23 für den Gesetzesartikel CIII stimmte, der den rechtlichen Rahmen für die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn im 18. Jahrhundert bildete. Die Deutschen, die sich in dieser Zeit in Ungarn niederließen, waren eine der zahlenmäßig größten Gruppen ausländischer Siedler in diesem Land, und in den letzten drei Jahrhunderten haben sie Ungarn mit unschätzbaren kulturellen und wirtschaftlichen Werten bereichert.

Hinter den in den Geschichtsbüchern kurz zusammengefassten Ereignissen verbergen sich Geschichten vieler Familien und Siedlungen, von denen zahlreiche noch unerforscht sind. Außerdem leben Millionen von Nachkommen in unserem Land, die sich mehr oder weniger dessen bewusst sind, wer ihre Vorfahren Generationen zuvor waren, wie sie sich ein neues Leben in einem fremden Land aufgebaut haben und wie sie ihr tägliches Leben nach den Traditionen und Werten lebten, die sie aus der alten Heimat mitbrachten. 

„Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen sieht das Jahr 2023 als rundes Jubiläum und startet eine groß angelegte, landesweite Gedenkaktion. Ziel ist es, Wissen zu vermitteln, das Geschichtsbewusstsein zu schärfen, Gemeinschaft zu stiften, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, ein breites Spektrum von Mitgliedern der ungarndeutschen Gemeinschaft einzubeziehen und nicht zuletzt das Ansehen unserer Nationalität zu stärken.“, führte LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender aus.

Basierend auf den Ideen einer kleinen Arbeitsgruppe wird sich die geplante Kampagne, die mit den in der Strategie der LdU festgelegten Zielen übereinstimmt, auf drei Säulen stützen – so Olivia Schubert, stellvertretende Vorsitzende der Landesselbstverwaltung und Mitglied der Arbeitsgruppe.

  1. Die erste Säule ist die Wanderschlüssel-Kampagne, eine Neuausrichtung unserer Wanderbündel-Kampagne 2016-17. Wir wollen ungarndeutsche Bildungseinrichtungen, Zivilorganisationen und lokale deutsche Selbstverwaltungen ansprechen und einbeziehen. Die Idee ist, dass ein Schlüssel – der eine imaginäre Tür zur lokalen Vergangenheit öffnet – in einer verkleinerten Nachbildung einer zeitgenössischen Truhe von Schule zu Schule wandert. Überall dort, wo er ankommt, werden auf Initiative und unter Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Projekte durchgeführt, die an die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn vor 300 Jahren und an die Werte, die sie in unser Land gebracht haben, erinnern. Am Ende der Aktion wird eine Publikation oder eine Ausstellung über die in den Ortschaften ermittelten Geschichten und Fundstücke erstellt. 
  2. ‚Mit dem Wissen von heute über die Brücke der Vergangenheit Zukunft gestalten‘ – so lautet das Motto der zweiten Ebenen unserer Initiative, welche eine mehrtägige Konferenz mit wissenschaftlichen Vorträgen und Diskussionen über die Ansiedlung vor drei Jahrhunderten unter Beteiligung renommierter Experten in einer für alle Altersgruppen zugänglichen Art und Weise umfassen wird. Die Initiative wird vom Jakob-Bleyer-Heimatmuseum in Wudersch koordiniert, und die Tagung wird voraussichtlich im Herbst stattfinden.
  3. Die dritte Säule der Aktion wird noch im Frühjahr durchgeführt und richtet sich vor allem an jüngere Menschen. Unter dem Motto ‚Sprache des Herzens‘ laden wir Kinder und Jugendliche zu einem Wettbewerb ein, ebenfalls zum Thema Ansiedlung und unter Anleitung des Heimatmuseums. Sie sollen über die Motivation unserer Vorfahren, sich in unserem Land niederzulassen, nachdenken; die Wechselwirkung zwischen der deutschen und der ungarischen Sprache untersuchen; darüber nachdenken, wie es ist, 300 Jahre hindurch Mitglied einer nationalen Minderheitengemeinschaft zu sein; oder welche kulturellen Werte eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart bilden. Man kann seine Kreativität in vielen Formen ausdrücken: durch Schreiben, Zeichnen, Comics, Cartoons, Fotos, Videos, Podcasts, Musik oder Poesie. Der Aufruf wird am 21. Februar, dem Internationalen Tag der Muttersprache, veröffentlicht.

    Die oben genannte Wanderschlüssel-Kampagne nimmt hiermit ihren Anlauf. Details entnehmen Sie bitte diesem Aufruf! Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen hofft, dass sich möglichst viele Gemeinden, Bildungseinrichtungen und Einzelpersonen der Initiative anschließen werden. 

Teilen