Ergebnisse der Volkszählung vom letzten Jahr werden bald veröffentlicht

In Budapest tagte die Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen

Am 23. September trafen sich die Mitglieder des höchsten Entscheidungsgremiums der ungarndeutschen Gemeinschaft in der Zentrale der LdU in Budapest. Die 16 Tagesordnungspunkte und viele weitere Themen boten reichlich Diskussionsstoff. Schwerpunkte waren der Haushalt, Bildungs- und Kulturberichte, Investitionen, aber auch das sogenannte Statusgesetz für Pädagogen und die Volkszählung 2022 wurden angesprochen.

Zum Auftakt wurden die Abgeordneten der Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen über die Durchführung des Haushaltsplans für die erste Hälfte des laufenden Jahres informiert. Aus der Vorlage der Wirtschaftsleiterin ging unter anderem hervor, dass die Betriebs-, Medien- und Institutionsförderungen für die LdU im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben sind, während gleichzeitig dank staatlicher Zuschüsse eine Reihe von wichtigen Investitionen in den von der LdU getragenen Institutionen realisiert werden konnten bzw. realisiert werden: Die seit Jahren erwartete Komplettsanierung des Lenau Hauses in Fünfkirchen ist in vollem Gange, der Austausch der Fenster und die Arbeiten zur Beseitigung von Undichtigkeiten im Gymnasialgebäude des Valeria-Koch-Bildungszentrums in Fünfkirchen sind abgeschlossen. Mehrere Projekte, die durch Investitionszuschüsse aus den Vorjahren finanziert wurden – wie die Renovierung des Deutschen Nationalitätengymnasiums und Schülerwohnheims Budapest und die Dachsanierung des Friedrich-Schiller-Gymnasiums in Werischwar – werden in den kommenden Wochen abgeschlossen.

Zu Beginn des Jahres hat die Landesselbstverwaltung die im vergangenen Jahr erhaltenen Betriebskostenzuschüsse an die von deutschen Selbstverwaltungen getragenen Bildungseinrichtungen weitergeleitet; auch in diesem Jahr erhalten diese Schulen und Kindergärten mit Hilfe der Landesselbstverwaltung staatliche Betriebskostenzuschüsse.

Dem Dokument nach läuft auch das Stipendienprogramm für angehende Nationalitätenpädagogen planmäßig, und insgesamt gilt, dass die LdU ihr Budget nach wie vor sparsam und verantwortungsbewusst verwaltet, sodass die finanzielle Stabilität gewährleistet ist.

Im Anschluss an diese Berichterstattung nahm das Gremium die dritte Änderung des diesjährigen Haushaltsplans an und beschloss technische Änderungen an weiteren Verordnungen.

Wie bei den Herbstsitzungen der Vollversammlung üblich, nahm das Gremium die Berichte der von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen getragenen bzw. mitgetragenen Bildungs- und Kultureinrichtungen an. Diese verdeutlichten, dass das Schuljahr 2022/2023 in allen Institutionen reibungslos verlaufen ist. Es gab eine Vielzahl kleiner und großer Initiativen, laufender und projektbezogener Aktivitäten zur Bewahrung und Stärkung der Identität und des Gebrauchs der deutschen Sprache, zum Aufbau und zur Pflege von Partnerschaften im In- und Ausland, während hohe Wettbewerbs- und Abschlussergebnisse erzielt und Innovationen umgesetzt wurden. Die einzige größere strukturelle Veränderung betrifft das Ungarndeutsche Bildungszentrum in Baja (UBZ). Das bisher als ungarische/ungarndeutsche Einrichtung mit so genannten Deutschen Auslandsschule-Zweigen in Baja, Kecskemét, Miskolc und Debrecen tätige Bildungszentrum wird nun in eine Deutsche Auslandsschule mit ungarndeutschen Zweigen umgewandelt. Dennoch legt das UBZ weiterhin großen Wert auf die Förderung und Vermittlung der Traditionen und kulturellen Werte der Ungarndeutschen als identitätsstiftende Elemente.

Laut dem Bericht der Deutschen Bühne Ungarn (DBU) in Seksard wurde der Betrieb des Theaters durch die Kostenkrise stark beeinträchtigt, aber dank der Flexibilität, der Kreativität und des umsichtigen Managements des Teams konnten im Jahr 2022 fünf neue Premieren realisiert werden. In der Zwischenzeit lief das Mandat von Katalin Lotz als Intendantin im letzten Jahr aus, doch nach einer erfolgreichen Neuauswahl wurde sie für eine weitere fünfjährige Amtszeit engagiert.

Die Mitglieder der Vollversammlung wurden auch über die Änderungen im Programm der DBU für die Spielzeit 2023/24 informiert. Es sind vier neue Bühnenproduktionen geplant: eine Komödie, ein Märchen, ein Klassenzimmerstück und ein dokumentarisches Theaterstück.
Die Aktivitäten des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums und Bibliothek (Zentrum), das derzeit von Angelika Erdélyi-Pfiszterer geleitet wird, sind vollständig zu dem Zustand zurückgekehrt, in dem sie sich vor der veranstaltungslosen Pandemie befanden. Der beliebte Blickpunkt Fotowettbewerb und der TrachtTag wurden auch diesmal online durchgeführt, aber viele der kleineren und größeren Programme konnten als Präsenzveranstaltungen besucht werden. Und wie es die ungarndeutsche Öffentlichkeit gewohnt ist, boten die Online-Plattformen des Zentrums stets aktuelle Informationen.

Da die Vorsitzende Ibolya Hock-Englender krankheitsbedingt nicht an der Sitzung teilnehmen konnte, berichtete die stellvertretende Vorsitzende Olivia Schubert in ihrem Namen über die wichtigsten Ereignisse und Leistungen seit der letzten ähnlichen Sitzung. Aus dem Bericht ging hervor, dass mit Hilfe ihrer Mitarbeiter ausführliche Gespräche über gemeinsame Programme mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat geführt wurden, dass die Abrechnung der im vergangenen Jahr von Deutschland finanzierten Projekte abgeschlossen wurde und dass eine Delegation aus Deutschland die Durchführung von Dutzenden von BMI-finanzierten Projekten persönlich überprüft hat. Der stellvertretende Vorsitzende wies auch darauf hin, dass auch das Projekt zum Ausgleich der Betriebskosten in vollem Gange ist: Die ungarische Regierung habe in diesem Jahr fast 284 Millionen Forint an nicht rückzahlbaren Zuschüssen zur Verfügung gestellt, um die zusätzlichen Kosten zu decken, die sich aus der Erhöhung der Energiepreise für Bildungseinrichtungen, die von deutschen Nationalitätenselbstverwaltungen getragen werden, ergeben. Die LdU verteilte diesen Betrag auf 69 Institutionen. Aus den Informationen ging auch hervor, dass das Nationalitätenpädagogen-Stipendienprogramm läuft, Ziel ist es, die Lehrerversorgung zu sichern. Die stellvertretende Vorsitzende berichtete, dass wichtige Schritte zur Umsetzung der Kommunikations-, Jugend- und Bildungsstrategie der LdU unternommen worden seien.

In Bezug auf die Veranstaltungen hob Olivia Schubert zwei hervor: den viertägigen Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) in Fünfkirchen im September, der mit der LdU als Gastgeber ausgerichtet wurde, und die wissenschaftliche Konferenz in Wudersch am 21. und 22. September, die vom Jakob-Beyer-Heimatmuseum in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Kommunikation der Landesselbstverwaltung anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Ansiedlung von Deutschen in Ungarn organisiert wurde.  Die Vizevorsitzende wies auch darauf hin, dass neben den vielen anderen Themen, die zu bewältigen sind, mehrere große Infrastrukturinvestitionen im Gange sind.

Die Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen wurde vom Finanz- und Rechnungsprüfungsausschuss und vom Bildungsausschuss über das neue Gesetz über die Laufbahn der Lehrer und seine Umsetzung informiert. Die beiden Kommissionen haben unter Berücksichtigung der finanziellen Berechnungen der Bildungseinrichtungen der LdU Empfehlungen für die Umsetzung des Gesetzes an die Institutionen ausgesprochen.

Auch der ungarndeutsche Parlamentsabgeordnete berichtete über seine Aktivitäten seit der letzten Sitzung. Unter den zahlreichen Treffen und Veranstaltungen hob Emmerich Ritter die neulich ausgetragene Klausurtagung des Parlamentsausschusses der Nationalitäten in Pag (Kroatien) hervor, bei der beschlossen wurde, Ende des Jahres im Oberhaus des Parlaments eine Konferenz und Feier zum 30-jährigen Inkrafttreten des Nationalitätengesetzes zu veranstalten. Zu dieser Veranstaltung sollten all jene eingeladen werden, die an der Ausarbeitung des Gesetzes vor drei Jahrzehnten beteiligt waren. Emmerich Ritter kündigte außerdem an, dass die staatliche Veranstaltung zum Gedenktag der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich in dem Dorf Marka im Komitat Wesprim stattfinden wird.

Bei der Tagung der Vollversammlung wurde auch die Mitteilung des Statistischen Zentralamtes vom 21. September erörtert, dass die Ergebnisse der letztjährigen Volkszählung ab dem 26. September um 14.00 Uhr auf der Webseite „nepszamlalas2022.hu“ für jedermann zugänglich sein werden. Gemeinsam mit Emmerich Ritter werde die Leitung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen die Daten analysieren, über die später auch ausführlich berichtet wird.

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