Fortsetzung folgt, das Netz der ungarndeutschen Lehrpfade wird weiter ausgebaut: in den Komitaten Komorn-Gran und Borschod-Abaujwar-Semplin entstehen die neuesten thematischen Wege

Besonders erfolgreich ist das Lehrpfad-Projekt der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und zwar nicht nur im Kreise der ungarndeutschen Öffentlichkeit. Dies beweist nichts besser als die Tatsache, dass das Bundesministerium des Innern und für Heimat in diesem Jahr die Einrichtung von zwei weiteren Themenwegen unterstützt. Die LdU als Projektträger begrüßt es, dass das landesweite Netzwerk nun auch auf eine Region ausgedehnt werden kann, in der es bisher noch keine derartigen Einrichtungen gab. In Trautsondorf, einer malerischen Ortschaft im Komitat Borschod-Abaujwar-Semplin, wird der 15. ungarndeutsche Lehrpfad entstehen, während der 16. in Sattelneudorf, 50 km von Budapest entfernt am Fuße des Gerecse-Gebirges, errichtet wird.

Sattelneudorf: In Sattelneudorf ohne Sattel

Die Formulierung des Konzepts ist ein Sprachspiel, das sowohl auf Deutsch als auch auf Ungarisch gut funktioniert und sich nicht nur auf den Namen der Stadt, sondern auch auf ihre Vergangenheit mit Pferden, und auf ihr Wappen bezieht. Die in Sattelneudorf angesiedelten Schwaben waren nämlich berühmt für ihre kleinen, aber schnellen und zähen Pferde, so wurde zum Leitmotiv des Lehrpfades das Pferd genommen. Die künftigen Besucherinnen und Besucher des thematischen Weges können sich z.B. ausführlich über das Pfingstkönigreiten informieren, auf dem die Reiter in Sattelneudorf ohne Sattel ritten.

Auf einer anderen Tafel können wir schon bald über die Eilbauern aus Sattelneudorf lesen, die auch in den Romanen von Mór Jókai – einer der berühmtesten ungarischen Schriftsteller – vorkommen und die die Reisenden zwischen Ofen und Wien viel schneller als die kaiserliche und königliche Postkutsche beförderten. Apropos berühmte Persönlichkeiten: Es gibt auch eine Tafel über den berühmtesten Schwaben der Stadt, den Maler Károly Kernstok, und über seine Gemälde, die die Einheimischen, die Donau und natürlich Pferde darstellen.  Und wenn der Prinz auf dem… – Entschuldigung, der Bursche aus Sattelneudorf auf seinem dunklen Pferd zum Haus des Mädchens kam, gab es bald Hochzeitsfest, über dessen ehemalige Bräuche und Tracht auch viel berichtet wird. Natürlich wurde auch zu diesem Anlass köstlicher Sattelneudorfer Wein getrunken, so führt eine weitere Tafel die Besucherinnen und Besucher in die Geheimnisse der Weinherstellung und des Weinanbaus ein. Und nicht zuletzt wird deutlich, wie sich die Siedlung im letzten Jahrhundert von einem landwirtschaftlich geprägten Dorf zu einer Industriestadt entwickelte.

Trautsondorf: das schwäbische Dorf im Tokajer Gebirge

Der deutsche Name von Hercegkút – Trautsondorf – erinnert an die ehemalige Gutsbesitzerfamilie des Dorfes, die vor Jahrhunderten Deutsche ansiedelte. Neben den Eigenschaften, die für die Deutschen in Ungarn im Allgemeinen typisch sind, wie beispielsweise Religiosität, Treue zur Tradition, eine besondere Gastronomie, harte Arbeit und eben auch Schicksalsschläge, weisen sie auch eine Reihe von lokalen Besonderheiten auf. Der Lehrpfad, der von der einen bis zur anderen Kellerreihe reicht, die dem UNESCO-Welterbe angehören, führt an zahlreichen beeindruckenden Bauwerken vorbei (dem Kalvarienberg auf dem Berg Gombos, der Kirche, der Schule oder dem schwäbischen Heimatmuseum). Der Wanderweg bringt viele lokale Geschichten ans Tageslicht, und dazu bietet das Zemplén-Gebirge eine einzigartige Kulisse.

Der mittlerweile 15. und 16. ungarndeutsche Themenwanderweg soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Im Rahmen des 2015 von der Landesselbstverwaltung initiierten und vom Bundesinnenministerium unterstützten Projekts wurden bisher insgesamt 13 lokale Lehrpfade eingerichtet (in Schomberg, Santiwan bei Ofen, Tarian, Feked, Nadasch, Band, Badeseck, Tscholnok, Mohatsch, Petschwar, Bogdan, Moor und Seksard) sowie ein Landeslehrpfad in Baja. Aus der vor acht Jahren geborenen Idee sind mehrere hundert Meter lange Wanderwege geworden, die sich großer Beliebtheit erfreuen, weshalb immer mehr ungarndeutsche Ortschaften mit Tafeln, interaktiven Elementen und Begleitheften Werte und Besonderheiten der vor Ort lebenden Deutschen präsentieren. Diese Projekte werden von den lokalen deutschen Selbstverwaltungen, den vor Ort tätigen Institutionen und Zivilorganisationen in Zusammenarbeit mit Freiwilligen durchgeführt.

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