Lessing für Kindergartenkinder? – Mit der Nutzung literarischer Werke bei der Sprachförderung befassten sich Kindergarten- und Grundschulpädagogen in Fünfkirchen und Wesprim

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Ein jedes Kind wird vom Tatendrang und vom Bedarf nach Kennenlernen der Welt motiviert: wenn es entsprechend begeistert und frei gelassen wird, und wenn man ihm als Pädagoge lediglich den Weg zum Wissen zeigt, kann ihm alles beigebracht werden. Auf diesen Grundgedanken baute Dr. Ilona Bachmann, verpflichtete Anhängerin der Montessori-Methode, als sie ungarndeutschen Pädagogen in Deutschland bereits gängige Sprachförderungsideen vorstellte.

Die Dozentin bat die Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen der Unterstufe, einen Lieblingstext aus der Literatur zur Fortbildung mitzubringen. Auch sie selber bereitete sich mit einem Textauszug vor: und zwar mit der bekannten Ringparabel aus „Nathan der Weise“ von Lessing, einem Werk der Aufklärung. Es ist anzunehmen, dass bisher wohl keine Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen diesen Wortlaut mit kleinen Kindern behandelt haben, denn es geht ja um einen Text, der erst in der 11. Klasse der Gymnasien unterrichtet wird. Frau Dr. Bachmann bewies jedoch, dass sogar Kindergartenkinder und Schülerinnen und Schüler der Unterstufe dazu fähig sind, über ein sowohl inhaltlich, als auch sprachlich schweres dramatisches Gedicht aus dem 18. Jahrhundert auf Deutsch zu diskutieren. Sie ist nämlich der Ansicht, dass sich Kinder immer ein Märchen, eine Geschichte vorstellen würden, und darum allerlei Storys – seien diese noch so kompliziert – mithilfe von Zeichnungen, Spielen, Wortbildern, Reimen, Liedern auf ein sprachliches Niveau übersetzt werden könnten, dass sie sogar die Kleinsten verstehen würden. Und wenn die Kinder die Geschichte verstanden hätten, würden sie darüber ihre eigene Meinung formulieren können, und zwar sowohl in ihrer Muttersprache, als auch in Fremdsprachen. Das heiße also, dass ein jeder literarische Text dazu geeignet sei, die Sprachkompetenz, das Hörverstehen, die soziale Kompetenz und das Werturteil zu fördern.

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