Ungarns dritter deutscher Lehrpfad ist fertig – Bei einem Spaziergang lernt man die dreihundert jährige Kultur der Tarianer Deutschen kennen

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Am Pfingstsamstag wurde in der Ortschaft im Komitat Komorn-Gran doppeltes Fest gefeiert: im Dasein von 54 Handwerkern aus 14 Ortschaften beging man den Landeshandwerkertag, und gleichzeitig präsentierte man all die Tafeln, Installationen und Begleithefte, die zusammen den neuen Fußweg zum Thema „Tarianer Ungarndeutsche“ ergeben.

„Wer den Lehrpfad begeht, wird sicherlich auch die Handwerker noch mehr schätzen“ – sagte Maria Miskovics. Die Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung von Tarian begrüßte anwesende Gäste und Dorfbewohner und betonte, dass das Entstehen des Pfades ein schönes Resultat von viel Arbeit, Recherche und einer erfolgreichen Kooperation zwischen mehreren Organisationen sei.

Begeht man den thematischen Weg, wird man um spannenden Geschichten und Informationen über die örtlichen und kleinregionalen Besonderheiten der Ungarndeutschen reicher: man bekommt zum Beispiel zu wissen, was Tarian mit dem Schwarzwald verbindet, wie schlau die Bewohner früher ihr Getreide versteckt hatten, dass Elvira und Isabella hier in erster Linie nicht Frauenvornamen sind, oder was eine verstaubte Kiste auf einem Dachboden mit dem Tarianer Musikleben zu tun hat – erklärte in ihrer Rede Dr. Maria Erb, Dozentin des Germanistischen Instituts der Eötvös-Loránd-Universität, Leiterin des Ungarndeutschen Forschungszentrums. Als Wissenschaftlerin und als Privatperson ist sie mit Tarian seit 25 Jahren eng verbunden, und sie beteiligte sich an der Schaffung des Lehrpfades als Expertin: „Der Lehrpfad soll euch, Tarianern Halt geben, seid stolz darauf, was eure Vorfahren – immerhin fast zehn Generationen – in beinahe 300 Jahren hier geschaffen haben! Und er soll auch Ansporn sein, soll euch eure Verantwortung bewusstmachen, das Ererbte in Ehren zu halten, Sprache und Kultur zu bewahren und an die nächsten Generationen weiterzureichen.“

Landesweit leben in mehr als vierhundert Städten und Dörfern Ungarndeutsche, deren Geschichte, Dialekte, Volksbräuche und Trachten individuell unterschiedlich sind. Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen kam einer der Zielsetzungen ihrer 2010 erarbeiteten Bildungsstrategie nach, als sie Bildungseinrichtungen, weitere Institutionen und Zivilorganisationen von ungarndeutschen Ortschaften zur Kooperation motivierte. Ein handgreifliches Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind ungarndeutsche Lehrpfade, von denen es bereits zwei gibt, und zwar in Schomberg (in Südtransdanubien) und in Sanktiwan bei Ofen. Nun hat auch Tarian im Komitat Komorn-Gran seinen eigenen thematischen Weg erschaffen, und schon bald schließen sich zwei weitere Ortschaften – Feked und Nadasch – diesem Netzwerk an. Noch in diesem Jahr sollen drei neue Dörfer, bzw. Städte mit ihrem eigenen Projekt beginnen. Der Ausbau eines Netzwerks ungarndeutscher Lehrpfade ist eine Initiative der Landesselbstverwaltung, und wird vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.

Weiterführende Informationen: www.lehrpfad.hu.

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