Vertrauliche Einblicke in die Seele der Nadascher Deutschen

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Es war ein Sprung ins Unbekannte, als 2015 die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen die Initiative ergriff und zwei deutsche Selbstverwaltungen – die von Schomberg und Sanktiwan – ansprach, im Rahmen eines Pilotprojekts ungarndeutsche Lehrpfade zustande zu bringen. Die beiden thematischen Wege sind mehr als gut geworden: durch den freiwilligen Beitrag von örtlichen Institutionen und Zivilorganisationen ermittelte man Kuriosa und Werte, die speziell für diese deutschen Gemeinschaften charakteristisch sind. Die Lehrpfadidee hat sich bewährt, denn die lediglich einige hundert Meter langen Pfade sind auch seitdem sehr gut besucht. Die LdU führte ihr Projekt weiter: in diesem Frühling ist die nächste Anlage in Tarian fertig geworden, und schon bald darauf eine in Feked. Am 18. August organisierten nun die Nadascher ihre erste, feierlich umrahmte Führung durch ihren Lehrpfad. Diese war in eine dreitägige Jubiläumsfeier eingebettet, genau 300 Jahre ist es nämlich her, dass sich die aus dem deutschländischen Frammersbach stammenden Ahnen der Nadascher Deutschen in diesem Branauer Dorf niedergelassen haben.

Rentner, Tänzer, Winzer, Bläser, freiwillige Feuerwehrleute, Künstler, Schul- und Kindergartenkinder, Unternehmer und Privatpersonen, sowie die im Dorf lebende Expertin Maria Frey beteiligten sich an der von der deutschen Selbstverwaltung koordinierten Arbeit am Lehrpfad. Ein beträchtlicher Teil der Kosten wurde durch die 6000 Euro gedeckt, die das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat durch die Landesselbstverwaltung als Förderung bereitstellte. Diese Summe wurde mit einem bedeutenden Eigenanteil ergänzt.

Einer der wichtigsten Ziele der Dorfleitung sei, auf verschiedene Art und Weise die Assimilation der vor Ort lebenden Deutschen zu verlangsamen – betonte bei der Feierstunde Bürgermeister Dr. Franz Wekler.

Fast wie eine Zeitreise war die erste Führung durch die sieben Haltepunkte des neuen Lehrpfades. Mitglieder dreier Generationen waren diesmal die Fremdenführer. Unterwegs begrüßte auch Christian Holzemer, der Vorsteher der Partnergemeinde Frammersbach die Gäste: „Heute gedenken wir auch unserer gemeinsamen Wurzeln. Es ist richtig, dass wir uns auch damit befassen, woher wir kommen und was uns in der Vergangenheit verbindet. Unsere Überraschung für Nadasch ist eine junge Spessarteiche, die wir von zu Hause mitgebracht haben, und die wir heute gemeinsam verpflanzen werden. Sie soll daran erinnern, dass man neue Wurzeln schlagen soll, ohne seine alten zu vergessen.“

„Lehrpfad oder Lernpfad?“, stellte die Frage Ibolya Hock-Englender, die für Bildungsangelegenheiten zuständige Beirätin der LdU. „Beide Benennungen decken den Inhalt dieses Weges, den Unterschied macht bloß die Perspektive aus: Wir, Ungarndeutsche wollen etwas vermitteln, die Besucher wollen dabei etwas erlernen, erfahren. Und wieso die Lehrpfade ungarndeutsch sind? Die Antwort liegt in der Zielsetzung des als Teil der LdU-Bildungsstrategie verwirklichten Projektes, nämlich die dauerhafte Stärkung ungarndeutscher Identität. Die neuen Anlagen sollen zum Stolz der Ortschaft werden, deren Zustandebringen auf gemeinnützigem Engagement beruht. Während der Recherchen sollen selbst die Mitwirkenden viel Neues dazulernen und wertvolle Informationen über ihr eigenes Heimatdorf bekommen. Diesen Vorstellungen wird der Lehrpfad hier in Nadasch voll gerecht.“

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